Tim Corleis
Alter:
25
Ausbildungsjahr:
6. Semester (3. Hochschuljahr)
Karriereziel | Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
An Bord habe ich vor eines Tages als leitender Elektro Offizier für die Elektroanlage auf Kreuzfahrtschiffen verantwortlich zu sein.
Ausbildungsstelle, Ausbildungssort (Unternehmen, Schiff und Schule):
AIDA Cruises, Hochschule Wismar Fachbereich Seefahrt, Warnemünde.
Schiffe: AIDAdiva, 2x AIDAluna und AIDAblu
Was hat Dich dazu bewegt, diesen Beruf zu wählen?
Was genau mich bewegt hat, weiß ich nicht mehr genau, aber mich hat die Instandhaltung und der Betrieb großer technischer Anlagen immer schon gereizt. Zudem war einen Bürojob mit einer geregelter 5 Tage Woche noch nie ein Ziel, welches für mich besonders reizvoll war. Mich zieht es immer in die Ferne, und dies mit einem hoch technischen Arbeitsumfeld zu verbinden ist sehr reizvoll.
Was gefällt Dir besonders gut an Deinem Beruf?
Mir gefällt besonders der interkulturelle Austausch mit den Kollegen, die hoch technisierte Arbeitsumgebung und das vielfältige Aufgabenspektrum des elektrotechnischen Offiziers. Man ist teilweise am Morgen mit Aufzügen oder Pool im Hotelbereich beschäftigt und am Nachmittag arbeitet man an Generatoren mit einer Leistung von rund 9 MW. Diese Vielfalt findet man in kaum einem Betrieb an Land im Elektrobereich. An Land kann man für alles einen Spezialisten rufen. An Bord ist man selbst der Spezialist und zwar für alle elektrotechnischen Anlagen. Daher sind an Bord auch eher die Allrounder gefragt. Das gefällt mir sehr gut.
Wie sieht Dein Arbeitstag an Bord aus? Was sind Deine Aufgaben?
Den normalen Arbeitsalltag kann man kaum beschreiben, denn fast jeder Tag ist anders. In der Regel beginnt es um 07:45 mit einem Meeting in der Elektrowerkstatt, wo der Vorgesetzte die Aufgaben für den Tag verteilt. Die Aufgaben können vom Tauschen von Batterien in Türschlössern über die Wartung von wasserdichten Türen bis zu Wartungs- bzw. Reparaturaufgaben im Mittelspannungsbereich sehr vielfältig ausfallen. Und sich auch je nach Dringlichkeit über den Tag verschieben. Nach der Mittagspause gibt es wieder ein Meeting in der Werkstatt, um den Nachmittag zu besprechen. Gegen 17 Uhr hat man dann auch Feierabend, zumindestens in der Regel. Nach Absprache mit den Vorgesetzten an Bord sind auch andere Arbeitszeiten, zum Beispiel mal an einem Tag eine längere Mittagspause oder ein freier Nachmittag im Ausgleich gegen Überstunden der anderen Tage möglich. So hat man zumindest ab und an mal die Möglichkeit, an Land zu gehen
Wenn Du auf See bist, wie lange bist Du dann etwa unterwegs?
Das ist bei uns immer unterschiedlich. Da wird bei AIDA auf die Anforderungen des Studiums und die persönlichen Bedürfnisse Rücksicht genommen. Mein kürzester Einsatz in der vorlesungsfreien Zeit war 4 Wochen lang und mein längster im Vorpraktikum war etwa 3,5 Monate lang.
Welche Sprachen sprichst Du in deinem Job und wie schnell hast Du dich daran gewöhnt, in fremden Sprachen zu kommunizieren?
Englisch ist in der Crew die Sprache, die bei uns an Bord am meisten gesprochen wird, aber mit deutschsprachigen Kollegen spricht man natürlich deutsch. Jedoch achten wir immer darauf, dass wir Englisch sprechen, wenn Kollegen anwesend sind, die kein Deutsch sprechen. Auch die sicherheitsrelevante Kommunikation erfolgt bei uns in Englisch. Die Eingewöhnung in einen Alltag auf einer Fremdsprache war für mich relativ einfach. Dies jedoch auch, da ich als Jugendlicher mal für eine Zeit in Frankreich zur Schule gegangen bin. Für mich ist es eher schwierig, wenn man an Bord für gewisse Bauteile den englischen Fachbegriff gelernt hat und dann in der Hochschule den deutschen Begriff hört. Da muss man teilweise schon etwas umdenken.
Was machst Du in deiner Freizeit an Bord?
Da ich meine Einsätze auf Kreuzfahrtschiffen gefahren bin, bisher, ist die Freizeitgestaltung relativ vielfältig. Ich gehe nach der Arbeit gerne ins Crew-Gym oder aber auch, je nach Auslastung, in das Gästefitnessstudio. Auch hat bei uns die Crew ein eigenes Sonnendeck mit eigenem Whirlpool, in dem ich auch gerne mal etwas ausspanne. Zudem sind viele Kollegen auch aus anderen Bereichen an Bord, mit denen man sich teilweise sehr schnell anfreundet und sich dann nach Feierabend trifft, abhängt und einfach nur Zeit verbringt. Abends hat man dann die Möglichkeit in der Crewbar zu sitzen oder auch auf „Deck 5“, dem Crewaußenbereich am Heck des Schiffes. Das ist ein beliebter Ort, um sich mit Kollegen zu treffen und in entspannter Atmosphäre den Abend ausklingen zulassen. Auch ist es je nach Kapazität möglich, sich die Show im Theater anzuschauen. Ich gehe auch ganz gerne mit Freunden auf Partys wie die "Black and White Party". Wenn wir nach Feierabend noch im Hafen liegen, wie zum Beispiel bei Overnights, gehe ich auch abends super gerne noch raus und esse dann an Land, das was landestypisch ist.
Was machst Du, wenn Du unterwegs bist und Heimweh bekommst?
Heimweh ist bei mir eher selten, ich kenne eher das Fernweh. ;-) Nein, Spaß bei Seite, Heimweh ist ganz natürlich. Ich habe immer Fotos von meiner Familie und meinen Freunden mit, zudem gibt es bei uns an Bord die Möglichkeit, ins Internet zu gehen oder über eine Telefonkarte zu Hause anzurufen. Das mache ich auch regelmäßig. Wenn es dann doch mal etwas stärker ist, findet man immer irgendwen, der ein offenes Ohr für einen hat und einen dann ablenkt und aus dem Loch raus zieht.
Wie ist es so beengt auf einem Schiff zu leben?
Es ist für mich kein Problem, ich empfinde es aber auch nicht als so extrem beengt. In meinen bisherigen Einsätzen, welche alle vor der Corona Zeit waren, habe ich meistens in einer Doppelkabine gewohnt. Die Kabine hat ein Stockbett, ausreichend Schrankfläche für jeden, einen kleinen Schreibtisch und ein eigenes Bad mit Dusche. Alles in allem ist es klein, aber völlig ausreichend und man kann sich dort etwas zurückziehen. Ich hatte bisher auch nie Probleme mit meinem Mitbewohner und da wir häufig unterschiedliche Arbeitszeiten hatten, konnte jeder auch immer etwas Privatsphäre in der Kabine genießen.
Wie viel Zeit verbringst Du in der Hochschule und was lernst Du dort, was Du an Bord umsetzen kannst?
Der Weg zum elektrotechnischen Offizier führt für mich über ein Vollzeitstudium. Daher bin ich in der Vorlesungszeit relativ viel in der Hochschule und in den Semesterferien habe ich teilweise die Möglichkeit zu fahren. Das Studium hat eine Regelstudienzeit von 8 Semestern (4 Jahren) und enthält ein Praxissemester. In den ersten Semestern lernt man vor allem die Grundlagen, diese können teilweise sehr trocken sein. Jedoch sind die Grundlagen wichtig, um die Komplexen zusammenhänge in der Elektrotechnik zu verstehen. Genau fest machen, was ich schon umsetzen konnte, kann ich bisher nicht. Aber es sind viele Punkte, an denen man das höhere Wissen merkt und so die Arbeiten besser von der Hand gehen und man mit mehr Selbstsicherheit arbeiten kann. Ich denke, dass ich vor allem aus dem Semester 5 und 6 einiges mit an Bord nehmen kann.
Gibt es ein Erlebnis in Deiner Ausbildung, das für Dich besonders prägend oder schön war?
Prägend waren all die ersten Eindrücke, das erste Mal als Crew aufsteigen, das erste Mal den Maschinenraum betreten und vieles mehr. Zudem habe ich während meiner Ausbildung so viele supergute Freunde gefunden. Die Seefahrt ist ein Dorf und das Schiff ist eine große Familie.